Im Folgenden beschreibe ich die 7 Phasen der Lastenhefterstellung nach dem V-Modell XT und ergänze diese um wichtige Best-Practices.
Gegen das Lastenheft, welches durch den Auftraggeber zu erstellen ist, erfolgt der Abnahmetest. Eine Abgrenzung vom Pflichtenheft des Auftragnehmers ist hier wichtig. Zudem ist es wichtig zu wissen, dass ein Lastenheft auch in virtuellen Teams mit geeigneten Tools erstellt werden kann.
1. Ausgangssituation und Zielsetzung beschreiben
Die Ausgangssituation ist der Grund für den Auftrag. Er ist durch den Auftraggeber (AG) zu beschreiben. Es werden Stakeholder benannt und das System und die Systemumgebung analysiert. Weiterhin werden noch IT-Sicherheitsvorgaben berücksichtigt.
2. Funktionale Anforderungen erstellen
Gerade bei der Formulierung der funktionalen Anforderungen sollte man sich an der sog. Anforderungsschablone orientieren und die folgenden Fehler bei der Anforderungsdefinition vermeiden:
- Tilgung: unvollständige Prozesswörter und Komparative bzw. Superlative
- Verallgemeinerung: Verwendung von Universalquantoren und unvollständige Bedingungen
- Substantivierung von Verben
3. Nicht-Funktionale Anforderungen erstellen
Die nicht-funktionalen Anforderungen müssen so verfasst werden, dass sie messbar, prüfbar und entscheidbar sind. Zwischen den verschiedenen Projekten gibt es hier häufig Überschneidungen, was dazu führt, dass diese sehr gerne wiederverwendet und auf die spezifische Situation adaptiert werden.
4. Risikoakzeptanz und Sicherheitsstufen festlegen
Hier beschriebt der Auftraggeber, welche Risiken toleriert werden. Dafür definiert dieser geeignete Sicherheitsstufen und kategorisiert die Anforderungen vom Auftraggeber dementsprechend. Darauf aufbauend trifft der Auftragnehmer geeignete risikominimierende Maßnahmen. Generell muss das System die Sicherheitspolitk des Unternehmens einhalten.
5. Skizze des Lebenszyklus und der Gesamtsystemarchitektur erstellen
Gerade die Kosten nach der Inbetriebnahme eines Informationssystems dürfen nicht unbeachtet beleiben, da diese sonst zu einem vorzeitigen Ende des Lebenszyklus führen. Es muss daher der gesamte Lebenszyklus betrachtet und bewertet werden.
Weiterhin wird eine high-level Gesamtsystemarchitektur erstellt, um frühzeitig eine geeignete Projektstruktur aufzubauen und eine Analyse bzgl. Fertigprodukten durchzuführen.
6. Qualität der Anforderungen analysieren
Es werden frühzeitig Qualitätskriterien zur Bewertung der Anforderungen aus dem Lastenheft festgelegt, diese daraufhin abgeprüft und alle gefunden Mängel in einer Liste verwaltet. Diese Mängel müssen vor Fertigstellung des Lastenhefts beseitigt werden.
7. Lieferumfang und Abnahmekriterien erstellen
In diesem letzten Teil sind alle Produkte und Dienstleistungen detailliert festzulegen, die vom Auftragnehmer an den Auftraggeber zu liefern sind. Hier ist insbesondere die gesamte Dokumentation wichtig. Die Abnahmekriterien werden benötigt um später einen Abnahmetest durchführen zu können und eine Aussage zum Grad der Erfüllung durch den Auftragnehmer zu treffen.
Weitere Hilfestellungen für den Aufbau eines Lastenhefts können in einer anderen Artikelserie gewonnen werden.