In diesem Artikel beschreibe ich die drei häufigsten Mängel von Anwenderforderungen im Lastenheft, die einem bei der analytischen Qualitätssicherung begegnen können. Die Formulierungsfehler werden kategorisiert und anschließend auf die Schwachpunkte anhand von Beispielen analysiert.
Bedeutung des Lastenhefts
Das Lastenheft ist ein sehr wichtiges und zentrales Produkt im V-Modell XT Bund. Wenn der Auftraggeber die Anforderungen hier nicht genau spezifiziert, kann dies sehr viel Geld kosten, da der Auftragnehmer nur zur Umsetzung des übergebenen Lastenhefts ist. Alle nachträglichen Änderungen müssen als gesonderte Programmieraufträge extra bezahlt werden. Es empfiehlt sich daher besondere Sorgfalt im Entscheidungspunkt Anforderungen festgelegt walten zu lassen.
1. Tilgung
- unvollständige Prozesswörter:
Bsp.: „Das System muss Probleme melden.“
unbeantwortete Fragen:
- Was wird gemeldet?
- Wie oder auf welche Weise wird gemeldet?
- Wann wird gemeldet?
- Wie lange wird gemeldet?
- Wo oder an wen wird gemeldet?
- Unvollständige Komparative und Superlative:
Bsp.: „Die Attribute eines Vorgangs sollen leichter änderbar sein.“
unbeantwortete Fragen:
- Leichter im Vergleich zu was?
- Wodurch soll die Änderung leichter ermöglicht werden?
- Wie ist dies für die Abnahme messbar?
2. Verallgemeinerung
- Universalquantoren:
Bsp.: „Das System muss eine durch den Benutzer eingeleitete Datensicherung ermöglichen.“
unbeantwortete Fragen:
- Wer darf das?
- Dürfen mehrere gleichzeitig?
- Dürfen Sie immer, d.h. zu jedem Zeitpunkt?
- Soll alles gesichert werden?
- Was passiert, wenn eine Sicherung aus technischen Gründen nicht möglich ist?
- Unvollständig spezifizierte Bedingungen:
Bsp.: „Wenn das Datum X über die Schnittstelle Y angefordert wird, dann soll die Verarbeitungszeit des Datums X unter 0,1 s liegen.“
unbeantworte Fragen:
- Welche Verarbeitungszeit soll bestehen, wenn die Anforderung nicht über die Schnittstelle erfolgt?
- Was passiert, wenn das Datum über mehrere Schnittstellen geliefert wird?
3. Substantivierung von Verben
Bsp.: „Es muss die erfolgreiche Reporterstellung erkannt und gemeldet werden.“
Prüfung:
- Passt das Substantiv in die Phrase „ein(e) andauernd(r) …“ (im Sinne von kontinuierlich), so handelt es sich um einen Vorgang?
- Beschreibt das Substantiv etwas, dass man nicht anfassen kann?
Wird eine der Fragen mit ja beantwortet, so ist zu überprüfen, ob Informationen durch die Substantivierung verloren gegangen sind.
Wird auf diese Punkte ein besonderes Augenmerk gelegt, kann schon nicht mehr so viel schiefgehen!
schönes Diagramm (Softwarefehler-Kosten), leider zitiert S. Faulk von B. Böhm, der seine Aussagen bezüglich der Fehlerkosten auf nur sehr wenigen Datensätzen aufbaut.
Seit 1976 wird das wieder und wieder zitiert, aber es gibt dazu keine belastbaren Studien!
Es ist ein Mythos!
Lesetip dazu: The Leprechauns of Software Engineering
Hallo Wyhers,
danke für Ihren Kommentar! Komischerweise merke ich bei meiner täglichen Arbeit, welche Folgekosten es hat, wenn man sich z.B. ein Pflichtenheft „spart“. Das Diagramm konnte ich in meiner praktischen Arbeit leider bereits mehrmals verifizieren.
Viele Grüße,
Stefan